Rudolf Ippischs Traum ...... eine Seilbahn auf den Feuekogel errichten!„Schuster bleib bei deinen Leisten“ sagt ein altes Sprichwort. Der vielseitige Ebenseer Rudolph Ippisch hielt sich nicht an diese Weisheit, denn nach einer Lehre in der Schusterwerkstätte seines Vaters machte sich der junge Ippisch auf, um zuerst Schuherzeuger für das Militär zu werden und anschließend – vorher arbeitete er in Wien und Paris – das Schuhwerk für die englische Königs-Familie beim Hofschuster in London herzustellen. Nach seiner Rückkehr in den Heimatort Ebensee übernahm er das väterliche Geschäft.
Im Laufe der Zeit wurde er Kinobesitzer, Kapitän und Kapellmeister, bis er schließlich einen Fonds ins Leben rief, der es ihm ermöglichte, 1918 die Schiffe des Engländers Ruston zu erwerben und die „Traunseeschifffahrts-Gesellschaft“ zu gründen.
Die kühnste Seilbahn Europas
Ein weiterer Traum des ideenreichen Mannes war es, das Höllengebirge zu erschließen. In seinen Memoiren schreibt Ippisch: „Den Gedanken, eine Seilbahn zu bauen, konnte ich nicht mehr loswerden!“ Ein steiniger Weg, wie sich herausstellen sollte. Mehrere Kostenvoranschläge und Pläne von Seilbahnbauern waren notwendig und außerdem war das Problem der Finanzierung und Kapitalbeschaffung zu klären.
Wo er auch vorsprach, um Geld für sein umstrittenes Vorhaben zu erhalten, stieß er auf Skepsis und negative Antworten. Doch Ippisch gab nicht auf und überwand nach einigen Jahren schließlich auch diese Hürde. 1925 war die Finanzierung gesichert und er erwarb die Vorkonzession zum Erbau einer Seilbahn auf den Feuerkogel.
Am 26. November 1925 konnte der Bauauftrag an die Firma Bleichert gegeben werden und der Erbauung stand nichts mehr im Weg. Der Bau einer Materialseilbahn, eine aus dem Weltkrieg stammende Seilbahn wurde zu diesem Zweck gekauft, war notwendig. Größten Ärger und Sorge, schreibt Ippisch, verursachte der Transport des Tragseils für die Materialseilbahn, eine unbequeme Arbeit. Nachdem die 50 Arbeiter, die dieses Seil längs der Straße legen sollten, eines Tages streikten und sagten „Trag’s dir selber aufi“, zogen zwei Mulis das Seil hinauf.
Sechzehn Monate war diese Materialseilbahn mit einer Tragkraft von 450 Kilogramm im Einsatz und transportierte sogar zwei 2400 Kilogramm schwere Grundplatten für die Dieselmotoren auf den Berg. Ein enormes Wagnis, aber die Materialseilbahn hielt der Belastung stand. Der Arbeitseinsatz von 90 Mann war erforderlich, um das Aufziehen des Tragseils der Feuerkogel Seilbahn zu ermöglichen, ein Projekt das volle sechs Wochen dauerte.
Diese Faktoren zeugen vom ungeheuren Einsatz und Willen der notwendig war, um in dem schwierigen Gelände mit den damaligen technischen Möglichkeiten diese Anlage zu bauen. Ein großer Tag für Ippisch und seine Heimatgemeinde Ebensee: „Diese Seilbahn, deren Zustandekommen mir fast ein Jahrzehnt unsagbare Sorgen bereitet hatte, konnte endlich am 26. Juni 1927 der Öffentlichkeit zur Benützung übergeben werden.“ Die ausländische Presse berichtete von der „kühnsten Seilbahn Europas“, denn sie überschneidet im ersten Stück 1400 Meter ohne Stütze.
Bereits im ersten Jahr fuhren mehr als 20.000 Personen mit der Seilbahn auf den Feuerkogel. Das Fassungsvermögen der beiden Seilbahnwagen war zu Beginn 16 Personen, ab 1930 18 Personen und ab 1946 25 Personen bei einer Förderleistung von ca. 125 Pers./Std. Im Zuge des Ausbaus wurde die Abtriebsleistung so verstärkt, dass 1955 eine Fahrgeschwindigkeit von 6,2 m/s erreicht wurde. 1985 wurde die Bahn nach 58 unfallfreien Betriebsjahren erneuert und hat seither eine Förderleistung von 377 Personen/Std. und eine Fahrgeschwindigkeit von 12 m/s.
Übrigens, dass die Ebenseer im Seilbahn- und Schleppliftbau Pioniergeist bewiesen, zeigt auch die Tatsache, dass der erste Schlepplift Österreichs, der Stangenlift, ab 1936 am Feuerkogel in Betrieb war, konzipiert vom Ebenseer Karl Schallinger.c